Es macht mehr Freude sich zu geben, als etwas zu bekommen…

Wer hat gesagt, dass die Jugend von heute oberflächlich ist, dass sie sich nur vergnügen will, dass sie nur an sich selbst denkt und sie nichts anderes kümmert? Wer noch fest hält an diesen Überzeugungen und diese Sprüche mit Bitterkeit wiederholt, den laden wir ein,  auf die Piazza Pertini zu kommen und diese 15jährigen zu sehen, die mit viel Freude und Engagement ihre Zeit, Energie und Kraft für die Kinder und Jugendlichen dieser Gegend eingesetzt haben.

„Il paradiso“ ist ein Viertel am Stadtrand von Brindisi, das uns empfangen hat. Eine Woche lang haben wir dort gelebt und für die Menschen vor Ort Aktivitäten angeboten. So haben einige junge Leute ein Basketballspiel für Jugendliche organisiert. Andere haben einen Workshop für Kinder gemacht: Sie malten bunte Blumenbilder auf Steinplatten, die wir auf einer kleinen Mauer anbrachten, in Form eines Mosaiks – sehr schön! Dann haben wir uns alle versammelt, um den Kleinen (nicht nur) ein Theaterstück zu zeigen unter dem Motto „ Alles, was dem anderen widerfährt, geht mich etwas an.“  Und so viele Initiativen…. gar nicht zu sprechen von der Reinigung des Platzes, von der Beseitigung von Müll und Unkraut…. unter heißer Sonne, die ohne Erfolg versucht hat die Arbeitslust zu bremsen.

Dazu hatten wir zusammen mit der Gemeinde San Nicola und einem Jugendzentrum beschlossen, in dieser Woche einen „Begegnungsplatz“ zu erneuern und zu verschönern,  d.h. alle, (die Großen und die Kleinen) zusammen zu bringen, um diesen Ort schöner und gastfreundlicher zu gestalten.

Wir wissen alle: an einem schönen Ort fühlt man sich wohl, man geht nicht eilig vorbei, man unterhält sich gerne, man teilt Erinnerungen und Erfahrungen an Sommerabenden.

Und das kann die Kommunikation und die Beziehungen im Viertel verbessern. Aus diesem Grund haben wir uns gesagt: Krempeln wir die Ärmel hoch und machen uns an die Arbeit!

Die Texte des Evangeliums ermutigen uns, zusammen zu arbeiten, in dem spannenden Abenteuer, aus dieser Welt einen gastfreundlicheren, wohnlicheren und schöneren Ort zu machen. So haben wir begonnen, den Ort zu gestalten, um auch dazu beizutragen, dass Beziehungen untereinander geknüpfen und gepflegt werden können. Die Bewohner dieses Viertels haben uns spüren lassen, dass wir zu ihnen gehören und uns mit großer Offenheit empfangen.

Und die jungen Leute? Sie haben allmählich die Freude daran entdeckt, anderen zu dienen. Es ist schön zu sehen wie ein Herz sich öffnet und erfährt, wie lebendig es wird, wenn man anderen Gutes tut. Sie fühlten sich gebraucht und erlebten, wie wichtig es für die Menschen war, dass sie da waren und halfen.

Sie haben auch in der Woche gelernt, viele Grenzen zu überwinden: die Scheu auf Unbekannte zuzugehen, die Hitze, durch die wir alle schnell erschöpft waren und Neues auszuprobieren. Sie haben erfahren, dass das Leben die Mühe wert ist, wenn man es einsetzt für andere.

Ja, das Evangelium ist tief in unsere Herzen eingeschrieben, und wenn wir uns von ihm führen lassen, entdecken wir mit Freude, dass es stimmt: „Es liegt oft mehr Freude im Geben als im Empfangen.“

Diese merkwürdige Aussage versteht man nicht indem man es durchdenkt oder mit tiefschürfenden philosophischen Überlegungen, sondern nur mit der Erfahrung, indem man es selbst lebt und erlebt. Das haben diese jungen Leute gewagt. Möge dieses Erlebte wachsen in ihren Herzen, jeden Tag ein bisschen mehr.

Sr. Veronika aus Brindisi